Panaschierte Pflanzen und was du darüber wissen solltest | Plantaddiction
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Panaschierte Pflanzen und was du darüber wissen solltest

Dieser Blog richtet sich an Einsteiger und auch an die Pflanzenprofis unter euch! Wir gehen auf die Grundlagen der Panaschierung bzw. Variegation ein, d.h. auf verschiedenfarbige Zonen der Blätter deiner Zimmerpflanzen. Es wird aber auch weiter in die Tiefe gehen und Antworten geben auf komplexere Fragen der Panaschierung. Online findet man häufig entweder oberflächliche Informationen oder wissenschaftliche Studien, die ohne Hintergrundwissen sprachlich schwierig zu verstehen sind. Dieser Blog soll eine Brücke dazwischen sein und dir spannende Fragen beantworten, wie z.B. ob du einen Einfluss auf die Panaschierung nehmen kannst und wenn ja – wie. Spoiler: Du kannst! Wir beantworten dir die Frage, warum eine Panaschierung instabil sein kann, welche Typen von Panaschierung es gibt und bei welchen Variegata-Pflanzen ihr lieber vorsichtig sein solltet, wenn es darum geht, viel Geld dafür auszugeben. Los geht`s – bringen wir Klarheit in den Informations-Dschungel und helfen dir, die krassesten Variegata-Pflanzen zu growen!

Was ist Panaschierung/Variegation?

Variegation oder Panaschierung bedeutet eine Farbvielfalt auf Pflanzenteilen. Die Begriffe beschreiben das Vorkommen von verschiedenfarbigen Zonen, das können sowohl regelmäßige Musterungen als auch unregelmäßige Flecken, Streifen, Punkte & Striche sein.

An folgenden Pflanzenteilen können Farbmuster auftreten

Blätter:

Hier lassen sich unzählige verschiedene Varianten finden. Ganz klassisch ist die weiß/grüne Panaschierung. Hier ist die bezaubernde und pflegeleichte Monstera 'Thai Constellation' zu nennen, ihre wunderschönen Blätter sind cremeweiß gesprenkelt. Das Farbspektrum von Blättern geht noch weiter! Nicht nur Abstufungen zwischen Grün & Weiß sind möglich, viele Pflanzen stellen Farbtöne in Rosa, Pink, Lila, Gelb, u.v.m. zur Schau! Hast du schon unsere Korbmarante mit ihren feinen rosa Strichen auf den Blättern gesehen?

Monstera-Thai-Constellation-Blatt


Blüten:


Blütenblätter können ebenfalls zahlreiche Musterungen aufweisen, so z.B. Sternmuster, Streifen oder verschiedenfarbige Zonen. Ein bewundernswertes Beispiel für eine panaschierte Blüte ist die Pelargonium-Zonale-Hybride 'Mr. Wren'. Ihre Blütenblätter haben einen weißen, scharf abgegrenzten Randbereich und ein rotes Binnenfeld (Blütenblattmitte).


Sprosse:


Nicht nur Blätter und Blüten können bunt sein! Viele Kakteen, die mit ihren verdickten Sprossen, also ihrem “Stamm”, Photosynthese betreiben, haben nicht nur grüne Farben, sondern bestechen durch einzigartige Maserungen. Ein faszinierendes Beispiel für panaschierte Sprosse ist unser fantastisch bunter Mondkaktus. Sein ziehharmonikaartiger Spross hat zusätzlich zu seiner dunkelgrünen Farbe unregelmäßige gelbe, orangefarbene und rote Flecken. Wenn man ihn betrachtet, so kommt es einem vor, als käme er aus einer anderen Galaxie!

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Warum sind panaschierte Pflanzen so beliebt?

In den letzten 20 Jahren sind panaschierte Pflanzen immer beliebter geworden, mittlerweile findet man sie in Parks, botanischen Gärten und vor allem als Zimmerpflanzen. Insbesondere in den letzten Jahren sieht man immer mehr variegate Mitbewohner auf den Fensterbänken.

Bei Zimmerpflanzen mit konstanten, regelmäßigen Musterungen, wie z.B. bei der panaschierten Grünlilie (Chlorophytum comosum 'Ocean') erfreuen wir uns an den interessanten Kontrasten.

Noch spannender wird es bei den Pflanzenfreunden, die keine regelmäßige Musterung ausbilden. Denn bei ihnen ist kein Blatt wie das andere! Unsere Syngonium podophyllum 'Variegata' variiert mit ihren Blattmustern so stark, dass so mancher Plantaddict vor Spannung fast ausflippt, wenn ein neues Blatt damit beginnt, sich zu entrollen. Dieser Pflanzen-Buddy ist wie ein „never-ending“-Überraschungsei für Erwachsene!

Und für viele wahrscheinlich der Hauptgrund für die Beliebtheit von variegaten Zimmerpflanzen: Sie sehen einfach sehr edel & besonders aus.

Die Biologie der panaschierten Pflanzen ist faszinierend!

Okay, wir sind uns ziemlich einig: Weiße Blattstellen lieben wir! Doch was nutzt das unseren geliebten Pflanzen eigentlich? Die Optik ist zwar toll, doch leider ist es für unsere Zimmerpflanzen nicht so nützlich, wenn sie weiße Zonen auf ihren Blättern haben. Doch warum nicht?

Dazu müssen wir uns zuerst einmal folgendes klarmachen: In jeder grünen Fläche, die du an deinen Pflanzen-Buddys siehst, befinden sich sogenannte Chloroplasten. Das sind Zellorganellen, in denen das Chlorophyll (Blattgrün) enthalten ist, was auch der Grund für die grüne Farbe von Pflanzen ist. Die Hauptfunktion der Chloroplasten ist die Photosynthese. Durch eintreffendes Sonnenlicht wird über viele Schritte energiereicher Zucker gebildet, den unsere Pflanzenfreunde für sehr viele Prozesse benötigen. Kurz: Ohne Grün keine Energie!

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Spathiphyllum variegata 'Diamond'

 

Wie kommt es nun zu den weißen Blattzonen?

Weiße Blattbereiche können durch Defekte in der Ausbildung der Struktur der Chloroplasten oder des Pigmentgehalts der Chloroplasten entstehen. Grund dafür sind häufig Mutationen, die entweder spontan erfolgen oder künstlich hervorgerufen werden können. Daraus folgen Chloroplasten, die kein Chlorophyll enthalten. Und wie wir bereits gelernt haben, wird das Chlorophyll unbedingt benötigt, um Zucker herstellen zu können. Folglich können chlorophylldefekte Chloroplasten leider keinen Zucker produzieren. Weiße Blattbereiche sind also für unsere Pflanzen nutzlos und müssen von den grünen Bereichen mitversorgt werden.

Wie wirkt sich die Panaschierung auf das Wachstum meiner Pflanze aus?

Bei einer komplett grünen Monstera ist die gesamte Blattfläche an der Produktion von Zucker beteiligt. Diesen braucht die Pflanze, um ihre Zellwände aufzubauen, wodurch sie wächst.

Z.B. kann eine weiß-panaschierte Monstera nur mit den grünen Blattbereichen Photosynthese betreiben und produziert somit weniger Zucker als ihre vollgrüne Freundin.

Die Folge: Weiß-panaschierte Pflanzen wachsen langsamer als vollgrüne!

Welchen Standort brauchen meine variegaten Pflanzenfreunde?

Die weißen Blattbereiche sind sehr empfindlich gegenüber direkter Sonne und bekommen schnell braune Flecken. Variegate Pflanzen-Buddys benötigen daher einen Standort mit viel indirektem Licht. Ein Ost- oder Westfenster ist ein idealer Standort, an dem nichts schief gehen kann. Im Winter kann es auch ein Plätzchen am Südfenster sein, im Sommer darf dein panaschierter Freund dort nur mit Abstand zum Fenster Platz nehmen.

Du kannst deinen panaschierten Pflanzenfreund auch unter künstliches Licht stellen. Aber Vorsicht, halte unbedingt Abstand zur Lampe, sonst können die Blätter verbrennen. Wenn du mehr zum Thema Kunstlicht bei Zimmerpflanzen erfahren möchtest, dann schau gerne mal hier rein: Lerne alles zum Thema Kunstlicht.

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Was sind die Ursachen von Panaschierung?

Die Ursachen für die Variegation sind sehr komplex & vielfältig und lassen sich grob in vier Hauptkategorien unterteilen: Die erste ist genetisch bedingt, also arttypisch, die zweite entsteht durch Luftblasen, die dritte durch eine Virusinfektion und die vierte durch Mutation.

Ursache #1: Unterschiedliche Aktivität von Genen (Genexpression)

Die Musterung von Pflanzen dieser Kategorie ist natürlich und typisch für die jeweilige Art. Sie ist die häufigste Ursache für Panaschierung. Die Muster sind vorhersehbar, regelmäßig und wiederholen sich.

Klassische Beispiele aus dem Reich der Pflanzen sind:

  • Die gestreiften Schalen von Wassermelonen (Citrullus lanatus)
  • Die Blätter von Caladium bicolor
  • Petunien mit zweifarbigen Blütenblättern
  • Viele Calathea/Goeppertia und Maranta
  • Die „Gesichter“ auf den Blüten von Stiefmütterchen
  • Die violetten ringförmigen Zonen auf den Blättern der aufrechten Pelargonie
  • Der Drachenbaum (Dracaena marginata) mit seinen grünen Blättern mit rötlichen Rändern

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Dracaena marginata 'Magenta'

 

Zum besseren Verständnis folgen hier noch zwei Beispiele aus dem Tierreich:

  • Die schwarzen & weißen Bereiche bei Pandabären
  • Der schwarze Körper & weiße Kopf des Weißkopfseeadlers

Diese Musterungen bleiben mehr oder weniger konstant und sind bei der jeweiligen Art grundsätzlich vorhanden. Die Zellen dieser Lebewesen haben die gleiche genetische Information. Der Standort der Zelle im Organismus bestimmt, wie die genetische Information zum Ausdruck kommt:

  • Wenn sich nun eine Zelle am rötlichen Blattrand von Dracaena marginata befindet, dann ist diese „angewiesen“, mehr von dem roten Farbstoff zur Ausprägung zu bringen, wohingegen eine Zelle, die sich in der Blattmitte befindet, keinen roten Farbstoff einlagert und somit grün erscheint.
  • Bei dem Weißkopfseeadler werden Zellen, die sich an den Kopffedern befinden, dazu „angewiesen“, keine schwarzen Pigmente auszubilden, während die Zellen der Federn im Bereich des Körpers diese entwickeln.

Da diese Musterungen typisch für die Art sind, können sie auch sexuell von einer Generation auf die nächste übertragen werden. Wenn du also Samen von Dracaena marginata aussäst, wirst du einen Drachenbaum mit dem typischen zweifarbigen Blatt bekommen. Die meisten variegaten Pflanzen, die "samenfest" sind, gehören also zu den genetisch bedingten Panaschierungen.

Diese Art der Panaschierung dient unseren Pflanzenfreunden hauptsächlich dazu, sich vor Pflanzenfressern zu tarnen oder Bestäuber anzulocken, sowie ihnen den Weg zum Nektar zu weisen, sodass eine erfolgreiche Bestäubung stattfinden kann.

Ursache #2: Blattwerkblasen

Ihr habt sicherlich schonmal die silbern glänzenden Punkte und Streifen auf den Blättern von manchen Pflanzen bemerkt, oder?

Beispiele für diese silbernen Blattmuster sind:

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Wir waren so begeistert davon, als wir erfuhren, wie diese zustande kommen! Jetzt halt dich fest:

In dem Bereich, in dem sich der silberne Punkt befindet, lösen sich die Zellen des Blattes von den darunterliegenden, es bildet sich ein Luftraum, der als eine Art „Blase“ beschrieben werden kann. Wenn dann das Licht auf diese Blattbereiche trifft, wird dieses durch die Blase gestreut, bevor es das Blattgrün erreicht. Dadurch erscheint der Bereich über dem Luftraum silbern/grau. Wie faszinierend, hättest du das gedacht?!

Dieses Schimmern sieht wirklich mega aus, doch wieso macht die Pflanze das eigentlich?

Falls ihr z.B. schon einmal Spinnmilben oder Thripse an euren grünen Mitbewohnern hattet, kennt ihr den silbrigen Glanz, den diese beim Aussaugen der Zellen hinterlassen. Die Pflanzen, die diese Blattwerkblasen ausbilden, tun dies vermutlich, um vorzutäuschen, dass sie bereits von saugenden Insekten bewohnt werden. Somit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sich saugende Plagegeister tatsächlich auf den Blättern einnisten. Die weichblättrigen, schmackhaften Begonien verwenden somit das Prinzip der optischen Täuschung bei ihren Fressfeinden. Jetzt mal ehrlich, wie cool ist das denn?

Ursache #3: Virusinfektion

Viele Pflanzenviren können eine Panaschierung auslösen. Bei einem Virusbefall entstehen meist unregelmäßige, gelbliche Blattaufhellungen (Chlorosen) und verformte Blätter.

Meistens sind die Symptome eines Virusbefalls unattraktiv, weil die Blätter häufig zerknittern oder sich aufrollen und das Wachstum unregelmäßig wird. Zudem wird die Pflanze durch das Virus geschwächt. Aber wusstest du, dass es auch einige wenige Viren gibt, die für schöne Panaschierungsmuster sorgen und dabei das Wachstum der Pflanzen nicht so stark beeinträchtigen?

Hier ein paar Beispiele für bekannte Gartensorten, deren Panaschierung durch ein Virus hervorgerufen wird:

  • Aucuba japonica 'Variegata': Dieser immergrüne Strauch, den man häufig in Parks findet, hat eine gelb gefleckte Panaschierung. Er wächst und gedeiht trotz der Virose sehr gut. Wenn du das nächste Mal an ihm vorbeigehst, weißt du, woher diese schönen Flecken auf den Blättern kommen.
  • Ein Beispiel, das sehr bekannt ist, sind die Streifen auf den Blüten von Tulpen. Diese werden hervorgerufen durch das Flower Break Mosaic Virus.
  • Das Abutilon-Mosaikvirus verursacht schöne Panaschierungen auf den Blättern der Schönmalve (Abutilon pictum 'Thompsonii'). Die leuchtend gelben und cremefarbenen Flecken der Kübelpflanze sind durch die Blattadern abgegrenzt.

Im Normalfall sehen die Blattaufhellungen, die durch Pflanzenviren verursacht werden, aber nicht besonders attraktiv aus. Die Pflanzen wirken meistens krank und schwächlich.

Virustestung: Wenn du einen Verdacht hast & wirklich ganz sicher gehen möchtest

Um zu überprüfen, ob eine Pflanzenpanaschierung viral ist, kannst du spezielle Schnelltests für verschiedene gängige Pflanzenviren kaufen. Das Prinzip ist das gleiche wie bei den Corona-Schnelltests. Der Test schließt bei negativem Ergebnis aber nicht aus, dass irgendein Virus in der Pflanze vorliegt, sondern nur, dass keine der getesteten Viren in der Pflanze vorhanden sind.

Außerdem lassen sich Viren von Pflanze zu Pflanze übertragen, wodurch es möglich wird, einen Virusbefall nachzuweisen. Man kann einen Pflanzenteil einer panaschierten, virusverdächtigen Pflanze auf eine andere, nicht panaschierte und gesunde Pflanze der gleichen Art pfropfen, und somit herausfinden, ob die Panaschierung der Pflanze viral ist. Tritt das Muster bei der nicht panaschierten Pflanze nach der Pfropfung auf, dann weißt du Bescheid. Wie Pfropfen funktioniert, erfährst du im späteren Kapitel „Durch Mutation entstandene panaschierte Pflanzen: Chimären!“.

Ursache #4: Mutation

Mutationen treten natürlicherweise auf und sorgen für mehr biologische Vielfalt. Spontane Mutationen führen zu zufälligen Änderungen im Erbgut. Chloroplasten, welche das Blattgrün enthalten, haben übrigens ihr eigenes Erbgut. Folglich können Mutationen sowohl im Zellkern als auch im Chloroplastengenom stattfinden. Diese Mutationen können dazu führen, dass die Struktur der Chloroplasten geschädigt wird, ebenso kann der Chlorophyllgehalt beeinflusst werden.

Mutationen im Chloroplastengenom treten mit einer Häufigkeit von einigen Promille auf. Diese Rate kann durch bestimmte Verfahren künstlich erhöht werden, mit dem Ziel neue spannende Sorten zu erhalten. Um die Mutationsrate zu erhöhen, können Pflanzen mit Röntgenstrahlung oder UV-Licht bestrahlt werden oder chemischen Stoffen ausgesetzt werden. Die Erfolgsrate ist leider ziemlich gering, weil die Mutationen an zufälligen Orten im Genom entstehen und meistens unbemerkt bleiben oder eher unerwünschte neue Eigenschaften erzeugen.

Habt ihr in dem Zusammenhang schon einmal den Begriff „Sport“ gelesen? Ein Sport ist ein Trieb, der durch eine solche Mutation entstanden ist und sich somit vom Rest der Pflanze unterscheidet. Dies kann z.B. ein panaschierter Trieb an einer sonst grünen Pflanze sein oder ein stachelloser Trieb an Brombeeren.

Viele unserer geliebten panaschierten Zimmerpflanzen sind Sportsorten. An einer grünen Pflanze kam es zu einer Mutation, die einen schönen, buntlaubigen Trieb hervorgebracht hat. Wenn man diesen abschneidet und bewurzeln lässt, erhält man eine neue Pflanze mit tollen Eigenschaften. Diese kann nun durch erneute Stecklinge weitervermehrt werden – so entsteht eine neue Sportsorte.

Die Vermehrung und Erhaltung solcher Sports funktioniert nur vegetativ, also über Stecklinge. Wenn dir Samen von einer durch Mutation entstandenen Panaschierung angeboten werden, kannst du dir ziemlich sicher sein, dass daraus nicht die von dir gewünschte Pflanze keimen wird. Welche Variegata-Pflanzenfreunde Ergebnis einer Mutation sind, erfährst du im folgenden Kapitel.

Aufgrund der zahlreichen Ursachen für Panaschierungen sowie der vielfältigen zellulären Organisation in den teilungsfähigen Bildungsgeweben der Pflanzen kommt es zu einer sehr großen Bandbreite an wunderschönen Panaschierungsmustern!

Die vier Hauptursachen von Panaschierungen kennst du nun: Genetisch bedingte Musterung, Blattwerkblasen, Virusinfektion und Mutation.

Übrigens: Grundsätzlich können auch Ernährungsstörungen wie Eisenmangel oder ein Befall von Schädlingen zu einer panaschierten Pflanze führen. Falls die Musterung anfangs noch spannend aussehen sollte, so werden Nährstoffmangel oder Schädlingsbefall für unsere Grünlinge jedoch schnell zum Problem und die Blätter können schlussendlich abgeworfen werden. So entstandene Farbveränderungen sind daher unerwünscht und nicht von Dauer.

Durch Mutation entstandene panaschierte Pflanzen: Chimären!

Wir wollen im Folgenden näher auf die mutationsbedingte Panaschierungsform eingehen, weil sehr viele beliebte Zimmerpflanzen, wie z.B. die Monstera deliciosa 'Variegata' und Syngonium podophyllum 'Variegata' auf diese Weise entstanden sind. Viele unserer teuersten und seltensten Pflanzenlieblinge sind Ergebnisse von Mutationen und sind daher Mischwesen, also Chimären. Gleich erfährst du, welche Chimärenform eine stabile Panaschierung hervorbringt und welche nicht.

Durch Mutationen entstehen genetische Mischwesen, sogenannte Chimären. Vielleicht kommt dir der Begriff bekannt vor, wenn du an das Wesen aus der griechischen Mythologie denkst? Die Chimäre wurde dargestellt als feuerspeiendes Ungeheuer, das aus einem Löwenkörper und -kopf, dem Schwanz einer Schlange und einem zusätzlichen Ziegenkopf auf dem Rücken besteht.

In der Welt der Pflanzen sind Chimären dadurch gekennzeichnet, dass sich genetisch unterschiedliche Zellen in ihrem Gewebe befinden. Pflanzliche Chimären können durch Mutationen und Pfropfung entstehen.

An dem Beispiel der Pfropfung lässt sich Chimärismus am besten erklären. Vielleicht habt ihr schon davon gehört, dass Obstbäume häufig gepfropft bzw. veredelt werden? Dabei wird ein Edelreis (Zweig von Baum A) mit einer Unterlage (Wurzelstock von Baum B) zusammengefügt. Per Hand oder mit einer Veredelungsmaschine wird ein angespitzter Edelreis in einen ab- oder angeschnittenen Stamm eines anderen Baums gesteckt. Die beiden Zweige wachsen zusammen und bilden dann ein Individuum mit unterschiedlicher Erbinformation: eine Chimäre.

Pflanzen mit chimärischer Panaschierung kannst du i.d.R. nicht aussäen, sondern nur als fertige Pflanze oder als Steckling kaufen.

Haben Chimären eine stabile Panaschierung?

Die Antwort: Es kommt darauf an. Auch hierbei kann keine verallgemeinernde Antwort gegeben werden. Entscheidend für die Stabilität der Chimären ist die Anordnung der Zellen in der wachsenden Sprossspitze. Nach dieser Anordnung werden pflanzliche Chimären in drei verschiedene Typen unterteilt, welche jeweils eine unterschiedliche Stabilität aufzeigen:

Meriklinalchimäre:

Dieser Chimärentyp ist in gewissem Maße instabil. Chimärische Panaschierungen erscheinen meistens zuerst als Meriklinalchimäre. Im weiteren Verlauf fällt die Pflanze entweder zurück in ihre grüne Ursprungsform oder es bildet sich eine stabilere Periklinalchimäre. Hier drei Beispiele für Pflanzen, die Meriklinalchimären sind:

  • Efeutute: Epipremnum aureum 'Marble Queen'
  • Efeu: Hedera helix 'Gold Child'
  • Klebsame: Pittosporum tobira 'Variegata'

Sektorialchimäre:

Ähnlich wie die Meriklinalchimäre ist auch dieser Chimärentyp eher instabil. Sektorielle Panaschierungen werden häufig von „Springenden“ Genen verursacht. Ja, du hast richtig gelesen. Es gibt Gensequenzen, die innerhalb der DNS ihre Position ändern, man nennt sie Transposons. Wenn die Gensequenz, die ihre Position ändert, nun für Pigmente kodiert, dann kann es durch die springenden Gene zu einer unregelmäßigen Pigmentierung von Pflanzen, also zu einer Panaschierung kommen.

Die Variegation von Alocasia macrorrhizos 'Variegata' wird durch solche springenden Gene verursacht. Wenn du diese panaschierte Schönheit betrachtest, kannst du dir vorstellen, wie in jedem ihrer Zellkerne Genabschnitte hin und her „hüpfen“. Faszinierend, oder?

Periklinalchimäre:

Pflanzen, die einen periklinalchimären Zustand haben, sind relativ stabil. Die meisten blattvariegaten Pflanzen, die eine Weißrand- oder Weißkernpanaschierungen besitzen, sind Periklinalchimären! Daher kann man hier ausnahmsweise etwas verallgemeinern: Wenn du auf eine weiß-grün panaschierte Zimmerpflanze stößt, die weiße Blattränder oder eine einheitlich weiße Blattmitte hat, kannst du dir relativ sicher sein, dass es sich um eine stabilere Periklinalchimäre handelt. Du brauchst dir also wenig Sorgen zu machen, dass dein panaschiertes Herzblatt nach einer Weile seine schöne Musterung verliert.

Trotzdem kommt es hin und wieder vor, dass ein völlig grüner Trieb an einer stabilen Periklinalchimäre entsteht. Da der grüne Trieb schneller wächst als die weiß-grün panaschierten, schneidest du ihn am besten ab.

Hier ein paar Beispiele von Zimmerpflanzen, die stabile Periklinalchimären sind:

  • Bogenhanf: Dracaena (Synonym Sansevieria) trifasciata 'Laurentii'
  • Drachenbaum: Dracaena deremensis 'Warneckii'
  • Drachenbaum: Dracaena reflexa 'Song of India'
  • Dreimasterblume: Tradescantia fluminensis 'Albo-Striata'
  • Fiederaralie: Polyscias balfouriana 'Marginata'
  • Kriechendes Schönpolster: Callisia repens 'Variegata'
  • Lanzenrosette: Aechmea fasciata 'Marginata'
  • Neoregelia carolinae 'Flandria'
  • Panaschierte Grünlilie: Chlorophytum comosum 'Variegatum'
  • Panaschierte Zierananas: Ananas comosus 'Variegatus'
  • Schusterpalme: Aspidistra elatior 'Variegata'
  • Strahlenaralie: Heptapleurum (Synonym Schefflera) arboricola 'Henriette'
  • Tradescantia zanonia 'Mexican Flag'
  • Weißgrüner Efeu: Hedera helix 'Glacier'

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Weitere Pflanzen mit stabiler Panaschierung:

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Pflanzen mit instabiler Panaschierung:

  • Panaschierte Alokasien
  • Philodendron erubescens 'Pink Princess'
  • Syngonium podophyllum 'Aurea Variegata'
  • Monstera deliciosa 'Variegata'
  • Syngonium podophyllum 'Variegata'

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Kann ich eine Panaschierung selbst erzeugen?

Leider nicht. Was du tun kannst, ist auf den Zufall zu warten. Du hast weiter oben gelernt, dass Pflanzenarten, die normalerweise nicht panaschiert sind, durch Mutationen Variegationen bekommen können. Wenn du das Glück hast, dass eine grüne Zimmerpflanze plötzlich eine Panaschierung bekommt, dann kannst du diesen Trieb abschneiden (wenn möglich), ihn bewurzeln lassen und Tada: Mit etwas Glück hast du einen neuen, mega coolen Pflanzen-Buddy! Wenn er größer wird, kannst du ihn weiter über Stecklinge vermehren.

Wie funktioniert eigentlich die Panaschierung von Monstera deliciosa 'Variegata' und & Syngonium podophyllum 'Variegata'?

Wenn du dich immer schon gefragt hast, wie diese wunderschönen Muster der beiden Pflanzenschätze zustande kommen, dann wirst du in diesem Kapitel eine Antwort bekommen!

Die beiden sehr beliebten Zimmerpflanzensorten sind durch Mutation in den Chloroplasten entstanden. Das Blattgrün kann nicht ausgebildet werden, wodurch die grüne Farbe ausbleibt: der Blattbereich, in dem sich mutierte Chloroplasten befinden, erscheint weiß. Eine Zelle enthält hunderte Chloroplasten. Mutiert nun ein Chloroplast, dann entsteht eine Zelle, die sowohl einen defekten (weißen) als auch intakte (grüne) Chloroplasten hat. Vor der Zellteilung verteilen sich die Chloroplasten dann zufällig auf die Tochterzellen. Das Mischungsverhältnis verschiebt sich so lange, bis durch Zufall Zellen mit ausschließlich grünen oder weißen Zellen entstehen. Auch diese verdoppeln sich immer wieder.

Die beiden beliebten Zimmerpflanzen sind instabile Meriklinalchimären, die sich auf kurz oder lang in Richtung eines stabilen Zustands entwickeln. Das wäre entweder die rein grüne Form oder die rein weiße Form. Die rein weiße Form kann aufgrund der fehlenden Chloroplasten nicht überleben, sie kann kaum Zucker produzieren. Auch die rein grüne Form ist unerwünscht, wir erfreuen uns ja an der schönen Panaschierung. Daher ist es wichtig, dass du immer darauf achtest, dass die beiden im 50/50-Gleichgewicht bleiben, also ca. zur Hälfte grün und zur anderen Hälfte weiß.

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Bei den beiden Sorten gilt: It’s all about the Gleichgewicht!

Wenn sich dieses stärker in eine der beiden Richtungen verschiebt, dann solltest du zum Messer greifen und einen Rückschnitt durchführen. Wie das funktioniert, erfährst du im nächsten Kapitel „Kann ich einen Einfluss auf die Panaschierung nehmen und wenn ja - wie? Faktor #2 Rückschnitt“.

Kann ich einen Einfluss auf die Panaschierung nehmen und wenn ja - wie?

Beeinflusst Licht die Panaschierung? Kann ich durch Rückschnitt die Variegation meiner Pflanze retten? Wir steigen durch!

Faktor #1: Licht

Ist es ein Mythos, dass Licht die Panaschierung beeinflusst? Das wird online immer wieder heiß diskutiert. Wir können feststellen: Licht hat einen Einfluss auf die Panaschierung! Hier muss man allerdings genauer werden: Auf welche Pflanzen hat es einen Einfluss, wann und inwiefern? Das klären wir jetzt auf!

Beim Thema Lichteinfluss müssen wir unterscheiden zwischen grün-weißer und grün-rötlicher Panaschierung. Die weißen Blattbereiche entstehen durch Defekte in der Ausbildung des Blattgrüns (Chlorophyll) in den Chloroplasten und die roten Blattbereiche entstehen durch eine Einlagerung von Farbstoffen. Wie du sehen kannst, sind das zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.

Welchen Einfluss hat das Licht auf Pflanzen mit grün-weißer Panaschierung?

Die nachfolgenden Infos gelten lediglich für grün-weiß variegate Pflanzen, die durch Mutation entstanden sind, nicht für Zimmerpflanzen mit ‚Blattwerkblasen‘, genetische oder viral bedingte Panaschierungen. Beispiele von Zimmerpflanzen zu den jeweiligen Panaschierungsursachen findest du im oberen Kapitel „Was sind die Ursachen von Panaschierung?“.

Wir wissen bereits, dass grün-weiß panaschierte Blätter nur mit den grünen Blattbereichen Photosynthese betreiben können und dass diese die weißen Blattareale mitversorgen müssen. Ganz schön herausfordernd! Damit das klappt muss die Photosynthese auf Hochtouren laufen können.

Wenn dein panaschierter Liebling nun genügend Licht erhält, kann die Photosynthese auf hohem Niveau laufen. Dann kann dein Pflanzenfreund seine weißen Blattareale gut mitversorgen und weiterhin wachsen. Ist das Licht jedoch unzureichend, weil die Pflanze zu weit vom Fenster entfernt oder in einer Zimmerecke steht, dann findet die Photosynthese auf niedrigem Level statt. Dadurch wird das Blattgrün in den grünen Arealen nicht mehr genügend Energie produzieren. Die Zimmerpflanze gerät in eine Stresssituation, weil sie droht zu „verhungern“. Die weißen Blattbereiche werden für die Pflanze somit zur Belastung, wodurch sie diese abstoßen kann, d.h. aus dem schicken Weiß kann ein unschönes Braun werden. Schade!

Zudem ist dein Pflanzen-Buddy geneigt, die grünen Blattbereiche auszuweiten, wodurch die weißen abnehmen. So hat er mehr grüne Fläche, um mithilfe der Photosynthese Energie zu gewinnen.

Fazit: Bei Lichtmangel sind deine panaschierten Pflanzen-Buddys eher dazu geneigt zu vergrünen.

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Bedeutet das jetzt, dass umgekehrt der Weißanteil durch mehr Licht erhöht werden kann?

Leider nein. Eine gute Lichtsituation ist nur die Voraussetzung, dass deine Pflanze nicht versucht ist, den grünen Blattflächenanteil zu erhöhen. Wenn eine durch Mutation entstandene panaschierte Zimmerpflanze ihren Weißanteil verliert oder bereits verloren hat, ist es unwahrscheinlich, dass dieser durch mehr Licht wieder zurückkehrt. In diesem Fall kannst du deine Pflanze zurückschneiden. Wann und wie das funktioniert, erfährst du im nächsten Tipp. Ausreichend Licht solltest du ihr dennoch anbieten. Warum Licht für Zimmerpflanzen so wichtig ist, erfährst du hier: 'Ohne Licht kein Pflanzenwachstum'.

Pflege-Tipp: Die weißen Blattzonen sind sehr anfällig gegenüber Sonneneinstrahlung! Sie verbrennen dann schnell. Am besten geeignet ist daher ein Standort direkt hinter einem Nordfenster. Alternativ kannst du auch zu einer Pflanzenlampe greifen. In puncto Licht ist bei grün-weiß variegaten Pflanzen die goldene Mitte ganz ganz wichtig!

Welchen Einfluss hat das Licht auf Pflanzen mit grün-rötlicher Panaschierung?

Die rötliche Farbe mancher Blätter, wie z.B. bei den Buntnesseln, entsteht durch Anthocyane. Das sind Farbstoffe, die dir vom Herbstlaub vieler Bäume bekannt sein dürften. Im Herbst wird das grüne Chlorophyll von den Bäumen abgebaut und zum Vorschein kommen dann die Anthocyane (rot) und Carotinoide (orange). Das grüne Chlorophyll überlagert diese Farbstoffe normalerweise, wodurch sie erst zum Vorschein kommen, wenn das Chlorophyll abgebaut wird.

Anthocyane dienen den Pflanzen zum Schutz vor Fraßfeinden (Camouflage-Effekt), zum Anlocken von Bestäubern (Blütenblätter) und zum Schutz vor der Sonneneinstrahlung. Anthocyane sind Pigmente, die überschüssiges Licht (v.a. grün bis blau) aufnehmen. Dadurch erscheinen sie unserem Auge orange-rot, rot, violett bis blau. In den Blättern von grün-rötlich panaschierten Zimmerpflanzen überlagern diese Anthocyane das grüne Chlorophyll, wodurch die Blätter rötlich erscheinen. Das dient in diesem Fall zum Schutz vor zu starker Sonneneinstrahlung. Die Anthocyane schirmen also die Chloroplasten ab. Somit sind die Anthocyane für das Blattgrün so wie Sonnencreme für unsere Haut. Cool, oder?

Wenn bei dir zuhause ein Pflanzen-Buddy mit rosafarbener, roter oder violetter Panaschierung wohnt, dann ist es sehr wichtig, dass dieser ausreichend Licht abbekommt. Denn wenn nicht genügend Licht da ist, besteht keine Notwendigkeit eines „Sonnenschutzes“ und das Blatt bleibt mehr oder weniger grün. Gut zu wissen!

Das ist nicht bei allen Pflanzenarten so. Man geht davon aus, dass der Einfluss des Lichts auf die Produktion von Anthocyanen von vollständiger Lichtabhängigkeit bis zur Lichtunabhängigkeit variieren kann. Das bedeutet, dass manche Pflanzen-Buddys auch bei niedrigem Licht Anthocyane einlagern, während andere nur mit starkem Licht rötliche Blattzonen ausbilden. Ein Beispiel hierfür ist die panaschierte String of Hearts, die ihre rosa Blattfarbe nur ausbildet, wenn sie ein wenig Sonne erhält.

Im Zweifelsfall gilt: Stelle deinen grün-rötlich panaschierten Pflanzenfreund möglichst hell. Dabei darf es auch gerne etwas sonnig sein, denn im Gegensatz zu den grün-weiß panaschierten Pflanzenvampiren mögen die grün-rötlichen Pflanzen Sonne ziemlich gerne. Ein Ost- oder Westfenster dürfte im Sommer ideal für sie sein, im Winter kann es (je nach Art) auch ein Südfenster sein. Manche Arten brutzeln jedoch auch im Sommer gerne in direkter Mittagssonne. Du kannst dich also einfach mal rantasten, denn du brauchst dir aufgrund des Sonnenschutzes der Anthocyane keine Sorgen zu machen, dass es schnell zu Sonnenbrand kommt.

Fazit zu Licht & Panaschierung: Pauschale Aussagen zum Zusammenhang zwischen Licht & Panaschierung sind nicht möglich.

Grün-weiß panaschierte Pflanzen:

  • Zu wenig Licht kann zu einem Vergrünen führen
  • Mehr Licht bedeutet umgekehrt nicht, dass es zu einem höheren Weißanteil kommt
  • Direkte Sonne unbedingt vermeiden: Nordfenster

Grün-rötlich panaschierte Pflanzen:

  • Manche Arten bilden ihre rötlichen Farbtöne nur bei starkem Licht oder direkter Sonne, manche auch bei wenig Licht
  • Stelle deine grün-rötlich panaschierte Pflanze möglich hell, gerne mit leichter Sonne: Ost- oder Westfenster im Sommer, Südfenster im Winter

Faktor #2: Rückschnitt

Bei grün-weiß panaschierten Zimmerpflanzen, die durch Mutation entstanden sind, ist der Rückschnitt dein bestes Mittel, um die Variegation zu steuern.

Du hast im oberen Kapitel bereits erfahren, dass manche Zellen defekte und andere intakte Chloroplasten haben. Manche Zellen sind auch Mischzellen, haben also beide Chloroplastenvarianten in sich. Um die Panaschierung dauerhaft zu erhalten, ist es wichtig, dass deine geliebte Zimmerpflanze stets beide Zellvarianten in sich trägt. Du musst also verhindern, dass die Pflanze in einem stabilen Zustand ankommt, also entweder nur „weiße“ Zellen oder nur „grüne“ Zellen beinhaltet.

Wenn deine Zimmerpflanze nun zunehmend vergrünt oder immer weißer wird, dann solltest du zum Messer greifen. Schneide dazu bis zu dem Blatt zurück, bei dem die Panaschierung in Etwa bei 50 % Weiß & 50 % Grün war. Der Neuaustrieb deiner Zimmerpflanze wird nun wahrscheinlich wieder halb grün und halb weiß sein.

Tipp: Verwende ein scharfes Messer statt einer Schere, letztere sorgt beim Schnitt häufig für Quetschungen, was zum Absterben des Stecklings führen kann. Mit einem scharfen Messer verhinderst du Quetschungen.

Muss ich rein weiße Blätter entfernen?

Nein. Du kannst sie dranlassen und dich daran erfreuen, solange sie da sind. Dein Pflanzenfreund wird sie wahrscheinlich nach einer Weile abstoßen. Doch Fotos sind (fast) für die Ewigkeit!

Ist die Pflege bei bunten Pflanzen anders?

Grün-weiß panaschierte Pflanzen wachsen langsamer. Dadurch benötigen sie etwas weniger Dünger, etwas weniger Wasser und etwas mehr indirektes Licht als ihre völlig grünen Verwandten. Direkte Sonneneinstrahlung solltest du meiden.

Bei der Temperatur kannst du dich nach der richten, die ihre rein grünen Varianten mögen. Mehr Infos zum Thema Temperatur findest du hier: Die perfekte Temperatur für deine Zimmerpflanzen.

Gönne deinem panaschierten Pflanzen-Buddy ein lockeres Substrat! Das ist vor allem dann wichtig, wenn du zu den Vielgießern gehörst. Durch das langsamere Wachstum wird weniger Wasser von den Wurzeln aufgenommen, wodurch das Risiko etwas höher ist, dass es zu Wurzelfäule kommt. Wir empfehlen dir unsere Zimmerpflanzenerde `Back to the roots`. Der hohe Faseranteil sorgt für eine gute Belüftung und verringert das Risiko einer Wurzelfäule. Vor allem wenn du viel Geld für deinen panaschierten Pflanzenfreund ausgegeben hast, wäre es doch schade, wenn Wurzelfäule dazu führt, dass du ihn verlierst, oder?

Worauf sollte ich beim Kauf panaschierter Pflanzen achten?

Panaschierte Zimmerpflanzen sind manchmal selten und somit leider teuer. Wenn du bereit bist für einen solchen tollen Eyecatcher viel Geld auszugeben, ist es wichtig, dass du ein paar Dinge beachtest, damit nichts schief gehen kann.

  • Kaufe über Privatanbieter nur dann, wenn du ein Foto der Pflanze gesehen hast, die du auch bekommst. Gib dich in diesem Fall nicht mit einem Beispielfoto zufrieden.
  • Kaufe keine Pflanze, die einen sehr geringen Weißanteil hat, wenn du sie vor allem wegen ihrer Panaschierung haben möchtest. Das Risiko, dass dieser verschwindet, ist zu hoch.
  • Kaufe keine Pflanze, die einen Weißanteil von über 50 % oder sogar rein weiße Blätter hat. Das sieht zwar fantastisch aus, aber das Risiko, dass die Pflanze abstirbt, ist zu hoch.
  • Kaufe keine Samen von panaschierten Zimmerpflanzen, deren Variegation Ergebnis einer Mutation ist. Daraus wird idR nicht die von dir gewünschte Pflanzen wachsen. Solche Angebote sind meistens mit Vorsicht zu genießen…

Fazit: Wenn du ein Foto der Pflanze, die an dich versendet wird, sehen kannst und sie auf diesem Foto ca. 50 % Grün und 50 % Weiß ist, dann kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen.

Du bist nun am Ende des Blogs angekommen. Respekt, dass du es ganz geschafft hast! Du hast sicher gemerkt, dass beim Thema Panaschierung leider keine Verallgemeinerungen möglich sind. Daher war es nötig, dir die Informationen an die Hand zu geben, die du brauchst, um durchzublicken und ein echter Panaschierungsprofi zu werden.

Nun hast du das nötige Hintergrundwissen, das du brauchst, um Enttäuschungen durch vergrünte oder knusprige Variegata-Lieblinge zu umgehen. In deinem imaginären Rucksack des Wissens liegen nun viel mehr Werkzeuge, die dir dabei helfen, erstaunliche panaschierte Pflanzen zu pflegen. Wir wünschen dir ganz viel Erfolg & Spaß in der bunten Welt der Pflanzen!

Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei Frau Dr. Sylvia Plaschil vom Julius-Kühn-Institut für die zur Verfügung gestellte Literatur und das Korrekturlesen bedanken. ​​

 

 

Literaturverzeichnis ​

​Jongyun Kim, S. W. (2012). Changes in Leaf Variegation and Coloration of English Ivy and Polka Dot Plant under Various Indoor Light Intensities. HortTechnology.

​Marcotrigiano, M. (1997). Chimeras and Variegation: Patterns of Deceit. Amherst, Massachusetts: HortScience.

​Margaret H. Frank, D. H. (2016). Plant chimeras: The good, the bad, and the 'Bizzaria'. Saint Louis, United States: Elsevier. ​

Plaschil, S. (1997). Vergleichende Untersuchungen zur histogenetisch bedingten Sternmusterbildung in der Petalenfärbung bei Camellia L., Myosotis L., Pelargonium L´HERIT., Phlox L., Rhododendron L., Saintpaulia H. WENDL., Verbena L. Berlin. ​

Rodriguez, D. (2001). Musteranalysen an ausgewählten variegaten Formen der Araceae, Asteraceae, Ericacea, Marantaceae und Rosaceae. Berlin. ​

Svoboda V. Pennisi, M. W. (2005). Photosynthetic Irridiance and Nutrition Effects on Growth of English Ivy in Subirrigation Systems. Griffin: HortScience.

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